
Rede von Guido van den Berg MdL zur Einweihung des neuen Biotechnikum am Innovationcenter der Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG am Standort Elsdorf
Herr Bürgermeister Heller, lieber Herr Pfarrer Lischka,
Herr Schöneberg, Herr Dr. Kuhlmann, Herr Walser (von der Geschäftsführung), die Vertreter des Präsidiums (als Anteilseigner),
die am Bau beteiligten Gewerke und natürlich Herr Dr. Koch und das Team des Innovation Center!
Es geht heute um Zucker. Dennoch will ich beim guten Brauch bleiben, ihnen für das neue Haus Brot und Salz zu übergeben. Gemäß christlicher Tradition soll die Gabe vor dem Teufel sowie vor bösem Zauber und Verwünschungen schützen. Ferner symbolisiert die Gabe den Wunsch für Gemeinschaft das ist wichtig für das Pfeifer & Langen-Team, für Wohlstand das ist wesentlich für ihre Anteilseigner und für Sesshaftigkeit das interessiert uns hier in Elsdorf.
Man geht davon aus, dass schon 6000 Jahre vor Christus Menschen die Zuckerrohrpflanze nutzen. Die Geschichte der Gewinnung aus der Rübe hingegen begann erst 1747. Emil Pfeifer, Eugen Langen und Valentin Pfeifer waren seit 1870 im industriellen Zuckergeschäft. Übrigens in der Anfangsphase mit 5 Mitarbeitern. 1872 begann in Elsdorf eine Weltneuheit: die Zuckerproduktion in Würfelform. Elsdorf wurde damit zur Musteranstalt wie es damals hieß für den Industriezweig.
Es lohnt, daran zu erinnern, dass der Industriellen Revolution in Deutschland und in ganz Europa eine Agrarrevolution vorausging. Um 1800 waren noch etwa 75 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft tätig. Die Explosion der Bevölkerung, eine neue Dimension von Großstädten und Bedingungen für industrielle Wertschöpfung wurden zuerst und zuvorderst durch das Entstehen einer modernen Agrar-Industrie ermöglicht.
Vor 10 Jahren wurde die Rübenverarbeitung nach Abschluss der Kampagne 2006 im Werk Elsdorf eingestellt. Veredlung und Verpackung verblieb jedoch am Standort. Heute weihen Sie das neu erbaute Biotechnikum ein. Pfeifer & Langen hat hierzu rund 3,5 Mio. in die Hand genommen. Wie vor 146 Jahren sind erst zuerst mal eine Hand voll Arbeitsplätze vorgesehen. Diese aber hochqualifiziert. Und das was Sie sich inhaltlich vorgenommen haben hat das Potential dazu wieder Musteranstalt zu werden.
Ich kann ihnen nicht erklären wie sie es geschafft haben, aber ihre klugen Köpfe haben hier in Elsdorf einen neuen Zucker im Labor entwickelt. Ihr neues Biotechnikum soll diese Erfolge der neu entwickelten Kohlenhydrate aus Rübenzucker in einen technisch relevanten Maßstab mit einer Pilotanlage skalieren. Der neue Zucker soll ganz neue Möglichkeiten Allergene zu ersetzen. Denken Sie an Laktose / Milchprotein / Gluten in Nahrungsmitteln. Für viele kann das ein richtiger Segen werden. Er soll zudem nützliche Funktionen haben: Ein positiver Einfluss auf die Darmgesundheit. Aber auch die Kalorienzahl signifikant senken.
Als Bürgermeister Heller und ich vor einigen Wochen ihr Innovation Center besucht haben, war ich stolz so viele Junge Forscherinnen und Forscher auch von der RWTH anzutreffen, die z.B. auch hier in Elsdorf an ihren Doktorarbeiten arbeiten. Elsdorf ist so was wie ein Inkognito-Unistandort geworden.
In Amerika sagt man:
Leute, die den Zucker gegen den Uhrzeiger umrühren, erreichen im Leben fast alles.
Also prüfen Sie ob Apparaturen ggf. nochmal in der Rührrichtung zu verändern sind. Und ernst gemeint: Ich wünsche Ihnen und dem Biotechnikum, dass hier Leute wirken, die mit Zucker fast alles erreichen.
In diesem Sinne Ihnen allen ein Dank für das Geleistete, viel Erfolg für die Zukunft und wie man in der Region sagt: ein herzliches Glückauf!