Wenn jetzt nicht mehr an Konsequenzen folgt als die bekannten Ritualsprüche, werden die gesellschaftlichen Folgen verheerend sein: in der westlichen Welt wächst die Skepsis gegen den Islam und die rechten rassistischen Parteien reiben sich die Hände. Zwar distanzieren sich die islamischen Vertreter weltweit vom Terror, aber inzwischen dürfte auch dem konservativsten Islamvertreter klar sein, dass die stärkste Ablehnung des im Namen des Islams ausgeübten Terrorismus nichts verändert oder bewirkt, solange den Terroristen nicht die theologische Grundlage entzogen wird. Eine Distanzierung von Gewalt, wie sie immer wieder von den konservativen islamischen Würdeträgern erfolgt, ist notwendig, aber nicht hinreichend. Es muss auch eine Distanzierung von jenen theologischen Quellen des Islam erfolgen, die Gewalt in welcher Form auch immer rechtfertigen.
Um mal Ross und Reiter zu nennen: es gibt einen politischen Islam, der sich aus dem Koran ableiten lässt und der viele Abstufungen hat. Wenn Erdogan den IS mit Waffen beliefert und es passiert nichts, außer dass der Journalist, der das öffentlich gemacht hat vor Gericht gestellt wird – und gleichzeitig wird Erdogan von der EU zum Retter in der Flüchtlingskrise erhoben – dann stimmen die Koordinaten nicht mehr. Müssen erst Menschen sterben, bevor die zivilisierte Welt auf den Islamismus reagiert? Der Terror, dem wahllos Menschen zum Opfer fallen, ist die allerletzte Stufe des politischen Islam. Die theologische Auslegung dessen, was Islam heute bedeutet, betrifft wie wir schmerzlich sehen konnten – alle Menschen – Muslime und Nichtmuslime. Politik wird eben auch mit theologischen Inhalten gemacht und damit wird auch über das Leben von Menschen bestimmt, von einem entwürdigenden Umgang angefangen bis zum grausamen Mord.
Wenn der so genannte Islamische Staat seine menschenverachtende Politik mit Koransuren rechtfertigt, dann reicht es eben nicht aus, als Reaktion darauf ständig zu wiederholen, der Islam habe mit Terror nichts zu tun; ebenso wenig reicht es, nur Terrorbekämpfung zu fordern bzw. anzuordnen. So wird man nicht Herr der Sache werden. Dann müssen die Ursachen der islamistischen Gewalt ins Auge gefasst werden.
An die Adresse der islamischen Organisationen, gerade bei uns in Deutschland: Der Fisch stinkt vom Kopf, sie müssen sich mit einer Reform des Islam auseinandersetzen, wenn sie wirklich auf Dauer in der aufgeklärten Welt ankommen wollen.
An die Adresse der Politiker: Wissen sie eigentlich mit wem sie da tanzen, wenn sie sich mit den islamischen Organisationen in den Armen liegen? Sie sollten ihre Beziehung zu den Organisationen überprüfen, die zwar permanent den Terror beklagen, aber nicht willens sind, die theologischen Grundlagen dieses Terrors in Frage zu stellen