
„Gesolei“, dieses Wort hat oft zu vielen Interpretationen geführt, aber die Wurzeln liegen 1926 in einer großen sensationellen Düsseldorfer Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen kurz „GeSoLei“ genannt.
Mit 7,5 Millionen Besuchern und 400.000 qm war die Ausstellung die größte Messe der Weimarer Republik. Viele monumentale Gebäude aus dieser Ausstellung prägen noch heute das Düsseldorfer Rheinufer.
Natürlich waren auch einige Elsdorfer zum Messebesuch in Düsseldorf und waren begeistert über das, was sie dort gesehen hatten. Nachdem 1924 die Gemeinde Elsdorf die Planungen für das neue Siedlungsgebiet „Elsdorf Süd“ aufgenommen hatte, wurden darauf viele Vorschläge von der Messe Düsseldorf beim Siedlungsbeginn der Gesolei im Jahre 1929 umgesetzt.
Nutzgarten hinter dem Haus, Ställe für die Kleintierhaltung und Toilettenanlagen mit Wasserspülung. Der Name „Gesolei“ wurde ab da gebräuchlich durch die Bewohner. Die Veramtlichung des Namens durch die Gemeinde erfolgte aber erst später.
So begann in dieser Zeit die Besiedlung, wo ab 1933 auch mein Großvater Peter Huth, von Fortuna kommend, sein Haus in der Südstraße, später in Gesoleistrasse umgenannt, baute.
Mit zwei Lebensmittelläden Solbach und Klemm und der Gastwirtschaft Beuth war die Gesolei nach dem Krieg bestens versorgt. Hering aus dem Fass, Rübenkraut aus dem Eimer und unsere erste grüne 5er Packung „Eckstein Zigarette draußen am Automaten ist für uns mit dem Lebensmittelgeschäft Solbach verbunden. Ach ja auch die ersten leckeren „Schokoküsse“ die zu dieser Zeit anders hießen.
Bis zum Jahr 1987 wurden in der Gesolei noch Häuser gebaut. In den 50-60-Jahren bauten viele Heimatvertriebene aus Ostpreußen, Pommern oder Schlesien auf der „Blumenstraße“ ,später Irisweg, ihr Haus. Zahllose Kinder bereicherten nun als nächste Generation diese Siedlung. Ich selber erinnere mich an die vielen von Hand ausgegrabenen Baugruben, wo wir nach einem Sommergewitter wunderbar schwimmen konnten. Später wurde am Ende der Straße in Gemeinschaftsarbeit der Gesolaner ein Bolzplatz für die Kinder und Jugend eingerichtet.
Zu den Spielplätzen gehörte auch die verbotene Zuckerfabrik wo zum Ärgernis der Eltern manche Handvoll Rohzucker wir nannten es Kubazucker in den Hosentaschen von uns Kinder verschwand. Der Giesendorfer Kopp (Hambacher Forst heute) mit seiner Markanten Eiche Richtung Etzweiler war ein weiterer Spielplatz für uns Kinder. Und das Kreuz am Ende der Gesolei mit seinem eingerahmten Areal und hohen Bäumen könnte viele Geschichten erzählen aus unsere Jugend. Das nebenbei viele Gesolaner ohne Hallenbad und Freibäder noch das Schwimmen im großen Kühlbecken der Zuckerfabrik lernten gehört auch zur persönlichen Geschichte vieler ehemaliger Bewohner.
Auch das am Rande der Gesolei auf dem Gelände der Zuckerfabrik noch internationale Motorradrennen stattfanden ist sicher noch den wenigsten bekannt, ich selber habe sie aber noch gesehen, leider habe ich keine Literatur darüber gefunden.
Das ein Teil der Gesolei aber zur Heppendorfer Gemarkung gehörte, wurde uns erst bewusst, als wir zu unserem Entsetzen plötzlich zur Giesendorfer Schule gehen sollten. Mit einer Sondergehmigung durften wir nach heftigen Protest in Elsdorf bleiben.
Fußball war die große Sportart der Gesolei.
Viele gute Fußballer sind in den Chroniken der Elsdorfer Vereine zu finden Lipp, Müller. Mertens, Marx, Heiartz, Huth, Gesell. Dickes, Danino und noch viele mehr und das die Gesolei Dreigestirne im Elsdorfer Karneval stellte und mit der Zigeunergruppe viele Jahrzehnte den Zuckerwürfelzug begleitete, ist noch vielen Elsdorfern bekannt.
Der ausgewählte Standort (gegenüber der Gaststätte Beuth) für die Erinnerungstafel war lange Jahrzehnte der Standort für unseren Maibaum zum 1. Mai. Es genügte noch ein Kasten Bier und ein paar Strohballen um bis in den Morgenstunden unseren Maibaum zu bewachen. Das Lied „Der Mai ist gekommen“ begleitet von Eimer und Deckel um 24.00 Uhr war sicher nicht überall beliebt. Die letzten Jahre wurde der Maibaum aber am Ende des Irisweges auf dem Bolzplatz gesetzt.
Am 8. März 1988 unter der Überschrift „Schicksal ist besiegelt“, 2005 rollen die Bagger an, war das Ende der Wohnsiedlung „Gesolei“ allen Bewohnern nun bewusst.
Das Ende der „Gesolei“ kam 1988 für viele Bürger überraschend. Die Gesolei lag nicht im Tagebau und vom verbreiteten Sicherheitsstreifen hatten viele noch nichts gehört. Peter Ruhnke Gesolaner und Mitglied im DGB Ortskartell sprach mit seinem Vorsitzenden Rolf Heiringhoff und so wurde die erste Versammlung zur Umsiedlung Gesolei unter dem Thema „Wird die Gesolei umgesiedelt?“ vom DGB Ortskartell Elsdorf durchgeführt.
Mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger der damaligen Gesolei nahmen an dieser Veranstaltung teil. Gemeindedirektor Peter Tirlam und Christian Lötgers, Leiter der Umsiedlungsabteilung von Rheinbraun, nannten in der Versammlung das Jahr 2005 als Abschlusstermin für die Umsiedlung von Etzweiler und der Gesolei. Verstört reagierten viele Anwesende auf diese Mitteilung.
Tränen, Wut und viele Zwischenrufe prägten diese Sitzung. Gemeinde und Rheinbraun waren verwundert, dass viele die Grundsatzentscheidung zum Tagebau und seinen Auswirkungen schon vor 10 Jahren gefällt, nicht mitbekommen hatten.
Aber während in Etzweiler die Diskussionen und nötigen Schritte zur Umsiedlung im vollem Gange waren, war bis zu diesem Zeitpunkt in der Gesolei nichts passiert.
Die schon gegründete Etzweiler Umsiedler-Initiative „Partnerschaft“ diskutierte dabei schon den Umsiedlungsstandort und war zuerst gegen eine Beteiligung der Gesolaner an einer gemeinsamen Abstimmung zum neuen Wohnort.
Am 20. Februar 1989 fand die erste offizielle Sitzung des Arbeits- und Gesprächskreises „Umsiedlung Gesolei“ in der Gemeinde Elsdorf statt. 5 Gesolaner wurden in diesem Kreis berücksichtigt. Dieser Arbeitskreis wurde später durch einen gemeinsamen Umsiedlungsausschuss Etzweiler-Gesolei ersetzt.
Geblieben sind zwei Direktorenvillen, erbaut um die Jahrhundertwende, die den Eingang zur Gesolei damals prunkvoll einleiteten. In der ersten Villa erinnern wir uns noch an eine Teichanlage die 20 mtr. unter dem heutigen Parkplatz der Zuckerfabrik lag, dort hinunter war viele Jahre unsere Rodelbahn.
Bedauerlich heute, dass der zuerst gemeinsame Name Neu-Etzweiler/Gesolei keine Mehrheit in Ausschuss und Rat fand. So ist der Wunsch vieler Gesolaner, zumindest einen kleinen Hinweis auf diese einzigartige Siedlung mit ihren besonderen Menschen herzustellen, besonders groß.
Peter Ruhnke