Pressespiegel Kölnische Rundschau
Viel Frust vor dem Werkstor abgelassen
Die Mitarbeiter der Matratzenfabrik „Bettina“ fühlen sich alleingelassen. Vor dem Werkstor trafen sich rund 25 der insgesamt 80 von der Werksschließung betroffene Mitarbeiter mit SPD-Politikern Harald Könen und Guido van den Berg.
Von Dietmar Fratz
Die Mitarbeiter der Matratzenfabrik „Bettina“ sind nicht nur sauer, sie sind auch verängstigt. Harald Könen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen im Kreis, erfahrener Betriebsrat und SPD-Fraktionschef in der Stadt, sowie Landtagsabgeordneter Guido van den Berg (SPD) haben jetzt der Belegschaft Hilfe und Unterstützung angeboten.
Vor dem Werkstor trafen sich rund 25 der insgesamt 80 von der Werksschließung betroffene Mitarbeiter mit den Politikern. Zuerst nutzten sie die Gelegenheit, ihren Frust abzulassen. „Außer einem Kündigungsschreiben haben wir nichts von der Geschäftsleitung gehört“, schimpft ein Lagerist. „Das ist hier schlimmer als im Kongo“, wettert ein anderer, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden will, „wir haben keine Rechte, das sieht man jetzt“.
Zuspruch für die MFO-Mitarbeiter
„Ich habe viele Überstunden gemacht, dann wurden die gegen Kurzarbeit verrechnet, während das Material von woanders eingekauft wurde. Wenn die Minusstunden im Juli verrechnet werden, kann ich meine Rechnungen nicht mehr bezahlen“, sagt ein weiterer. Ich war bei mehreren Rechtsanwälten, die haben alle gesagt, ich hätte keine Chance“, sagt eine entmutigte Mitarbeiterin, die seit 30 Jahren bei Bettina arbeitet und zum Oktober gehen muss.
Die Kündigungsfristen seien eingehalten, räumen andere ein. Die meisten haben im März von der Security-geschützten Geschäftsleitung erfahren, dass zum 31. Juli Schluss ist. Die Werksleitung lauschte auch beim jetzigen Treff, machte Fotos, wollte aber nicht zur Runde dazustoßen.
Nachteil ist fehlender Betriebsrat
„Das ist auch deutlich“, sagt Könen. „Das kann doch alles nicht wahr sein. Aber Sie haben schon Rechte“, erläutert er. Als Nachteil sieht er an, dass es keinen Betriebsrat bei Bettina gibt. Er bot an, eine Mitarbeiterversammlung außerhalb des Werks zu organisieren, bei der Gewerkschafter und Arbeitsrechtler anwesend sein sollen. „Es ist wichtig, dass man den Leuten hilft. Besonders wichtig ist, dass man ihnen eine Perspektive aufzeigt“, sagt der AfA-Chef.
Guido van den Berg kann da schon mit konkreten Vorschlägen aufwarten: Er hat in der vergangenen Woche mit dem Europachef von TJX telefoniert. Der Distributionsbetrieb der Mode- und Einrichtungskette TK Maxx mit Hauptlager in Bergheim-Paffendorf will bald eine dritte Schicht einführen und sucht dafür schichterfahrene Mitarbeiter.
„Wenn wir uns bewerben wollen, suchen wir Zeugnisse, aber die kriegen wir auch nicht“, wird das nächste Problem beschrieben. „Das geht zunächst auch ohne“, beschwichtigt Könen. Die Mitarbeiter sogen die Informationen und Angebote dankbar auf.