Terra Nova

das Projekt Terra Nova geht in eine entscheidende Phase. In mehr als 4 Stunden referierten sechs Planungsbüros am Freitag den 7.12.07 im Bergheimer Kreishaus über eine mögliche Zukunft in und um Elsdorf. Wir möchten eine kurze Zusammenfassung der Vorschläge aus unserer Sicht geben.

Man konnte sich durchaus mitreißen lassen von einigen Präsentationen. Wohnen und arbeiten sind kein Widerspruch, sondern die einmalige Chance, während und nach dem Tagebau Hambach Landschaft und Natur zu gestalten, aber auch Kompetenzzentren in Energiefragen zu fördern und diese für alle Beteiligten im noch zu schaffenden interkommunalen Gewerbegebiet zu gründen und zu unterstützen. Einige der Vorstellungen waren sicher phantastisch und vielleicht nicht durchführbar, aber wert, als Ziel formuliert zu werden. Die Wünsche und Vorstellungen der SPD Elsdorf wurden hier auf der Homepage bereits in dem Bericht über die öffentliche Sitzung zum Thema Terra Nova im November skizziert.

1.) Lohrberg stadtlandschaftsarchitektur, Stuttgart
pp as pesch Partner Architekten, Stadtplaner

– wollen keiner Kulturlandschaft hinterherlaufen, sondern sehen sie als Denk- und Mitmachorte,
– empfehlen, die Bandtrasse zu verfüllen,
– sehen die LEP VI Fläche als BIO-Massepark und legen darauf ihren Schwerpunkt,
– an der Tagebaukante empfehlen sie einen Weg auf der Deichkrone mit Zeitmarken und einem Forumsgebäude als Aussichtspunkt,
– sie prägten den eher erschreckenden Ausdruck Agrarforst-Landschaft.

Aus unserer Sicht konnte der Vortrag nicht überzeugen.

2.) Gnüchtel Triebswetter Landschaftsarchitekten GBR Kassel
Rhode Kellermann Wawrowsky-RKW Düsseldorf

Der Vortrag stand unter der Überschrift Energieland, Landschaftsband, sowie Seekante „Costa Elsa“. Die Architekten sehen die Energielandschaft geprägt von industriellen Agrarbetrieben, die mit noch größeren Maschinen und Geräten lange Felder bearbeiten müssen. Dies alles spielt sich auf der LEP VI Fläche ab, für die der Vorschlag auf der Bergheimer Seite Flächen für Energie-Gewerbe vorsieht und auf Elsdorfer Seite oben genannten Betrieben, die als Aussiedlerhöfe zu Gasproduzenten werden sollen. Dies wird als Sieg der Landschaft über die Industrie. Gleichwohl wollten sie die ehemalige Bahnstrecke Elsdorf – Bedburg erhalten.
Die Bandtrasse wollen sie der Natur überlassen und sie nach einer Seite öffnen mit einem „Kohleweg“ in der Mitte. Brückenköpfe werden dabei als Aussichtspunkte ausgebaut.
An der Tagebaukante hatte man eine Art Baggerarm als Aussichtspunkt vorgesehen und sieht Elsdorf als „Costa Elsa“ zumindest am See. Die Pflege einer Landschaft möchte das Büro vermeiden.

In weiten Teilen sehen wir in diesem Konzept keinen Gewinn für Elsdorf, da der Schwerpunkt auf zu viel Landwirtschaft liegt.

3.) bbz Landschaftsarchitekten Berlin
arch 42 Berlin

Dieses Büro sieht die Bandanlage als Verbindungselement zwischen den Tagebauen und den Kraftwerken sowie Bedburg, Elsdorf und Bergheim. Sie möchte die Bandanlage durchwegen und darin eine Landschaft gestalten. Sie sieht das ganze als Biosphärenband von 14 km Länge.
Ein Gebäude am Kraftwerk Niederaußem „RWE World“ als Energiekompetenzzentrum wurde bildlich vorgeschlagen.
Auch dieses Büro sieht die LEP VI Fläche als bewirtschaftendes Zentrum für Energiepflanzen und blauen Innovationsboxen und soll nach Bedarf von innen entwickelt werden. Der Begriff „energiepark-rhein erft“ ist sehr ansprechend.
„ Time Line“ nennen sie die Tagebaukante, mit einem „Schau ins Land“ Element, das sich immer in Höhe der Kohle fortbewegen soll. Dass sie etwas Landschaftsgestaltung in Höhe der Gemeinde wollen ist gut, der Vorschlag an der Gemeindegrenze Landwirtschaftsnutzungen sowie eine kleine Viehhaltung zu machen ist als nicht zu Ende gedacht zu bewerten und auch ein Stück Unkenntnis über die Gemeinde.

Insgesamt hat dieses Büro gute Ansätze.

4.)Agence Ter Karlsruhe
ASTOC Architects Planners Köln

Auch dies Büro sieht die Bandtrasse als Verbindung der Orte, als Wegverbindungen, Wasserverbindungen und Wärmeverbindungen. Sie wollen die Bandtrasse teilweise quer fensterartig öffnen, um mit Sichtfenstern das Lineare zu entflechten. Sie sehen die Anlage aber auch als Liniarpark.
Sie wollen die Abwärme des Kraftwerks nutzen um ein Winterschwimmbad, eine Art Winteroase schaffen, leider aber nicht bei uns in Elsdorf.
Zu unserem Ärgernis sehen sie einen Waldpark vor, zum Erstaunen und Freuen der BM- Kollegen aber von uns aus gesehen hinter Bergheim und eben nicht bei uns.
In der LEP VI Fläche sieht das Büro die „50 %-Lösung“ vor. Also 50 % Landwirtschaft und der Rest wird für Gewerbe vorgesehen, dabei sollte die Anbindung des Gewerbes am Bergheimer Gewerbepark erfolgen. Sie möchten unsere stillgelegte Eisenbahnlinie als Fahrradweg ausbauen. An der Hangkante wollen sie mobile Elemente mit Rampen aus der Siedlung Elsdorf als Zugang.
Zum Erstaunen unserseits und letztlich aufgrund einer Fehlinformation, sahen sie für die LEP VI Fläche südlich der Autobahn auf Elsdorfer Seite ein Wasserschutzgebiet vor und hatten deshalb Gewerbe nur auf BM-Seite geplant.

Über diese Vorschläge braucht aus unserer Sicht nicht weiter geredet zu werden.

5.) Thomas Knüvener Architektur u.Landschaft Köln
Fritzen Architekt Stadtplaner Köln, Prof. Martin Hölcher

Auch dieses Büro sieht die Bandtrasse als Verbindung von 3 Tagebauen, Tagebaukante, RWE-Kraftwerk sowie 19 Brücken und thematisiert diese Brücken, weitere Schwerpunkte sind Freizeit und Arbeit. Sie sehen links und rechts der Trasse Schau-Bauernhöfe mit Versuchsfeldern vor. Auch sie wollen am Tagebaurand die Deichkronen mit einem Fahrradweg ausbauen und mit Zeitmarken versehen, der vorgeschlagene Abstieg zur Kohle wird wohl nicht möglich sein. Gut ist, dass sie einen Event 2010 an der Schnittstelle Bandtrasse-Hangkante vorschlugen. Zu LEP VI Fläche gab es keine Aussage.

Insgesamt sind einzelne der von diesem Büro erdachten Vorstellungen für Elsdorf durchaus interessant.

6.)Buk Arno Brandhuber Berlin
terraform /Büro für Konstruktivismus Berlin

Dies war der fantasievollste Vorschlag, für uns Elsdorfer ein kurzer Moment zum träumen.
Dieses Büro änderte die bekannte zukünftige Seeform in eine Art Hufeisen, wobei eine Seite des Eisens an Elsdorf, Giesendorf und Berrendorf liegt. So kommt Elsdorf an einen „See“, mit allen bekannten Zutaten: Stege, Hafen und Strand. Und am Uferprofil wurden hängende Gärten geplant. Anwesende RWE Power Vertreter dementierten sofort, dass dies möglich ist. Die Bandtrasse wurde mit Sümpfungswässern zu einem Fluss ausgebaut, natürlich mit einem Radweg versehen.
Und wie alle anderen sahen sie die Nutzung der LEP VI Fläche in der Landwirtschaft, hier sollen Modellbetriebe und Laborfelder entstehen.

Insgesamt war dieser Vorschlag toll angedacht und in unseren Augen der beste.

Laut Mehrheitsbeschluss des zuständigen Gremiums werden nun die Planungsbüros 1 und 3 damit beauftragt, gemeinsam die Ideen nach genaueren Vorgaben weiter auszuarbeiten. Besonders lobend wurde in der lokalen Presse die Gestaltung der Bandtrasse als Freizeitrevier hervorgehoben – dies "komme den Wünschen der Anwohner ebenso entgegen wie dem Gesamtkonzept der Regionale 2010", wird in der Kölnischen Runschau M. Kohlmann zitiert. Auch die Idee von "Elsdorf am See" soll weiter verfolgt werden.

Bereits Anfang nächsten Jahres sollen die neuen Vorschläge präsentiert werden, um sich dann mit dem Projekt für die nächste Förderstufe zu bewerben. Sicherlich klingen einige Ideen etwas verrückt, es steckt aber sehr viel Potential in den vorgebrachten Ideen – man muss sich nur damit auseinandersetzen und diese nicht einfach wegwischen. Zudem geht es um Fördermittel in Millionenhöhe. Richtig eingesetzt kann so durch Terra Nova die Lebensqualität in Elsdorf deutlich aufgewertet werden und für viele Elsdorfer eine neue Perspektive geschaffen werden.

Vorsitzender Peter Ruhnke